Bericht zum Pitty

"Der Deutsche Straßenverkehr" Januar 1955

3 000 Kilometer mit Pitty
Was wir zum
   Motorroller Pitty
  zu sagen haben

ID 05-15

Unsere erste Feststellung zum „Pitty" steht schon in der Überschrift. Wir, die Redakteure Ihrer Fachzeitschrift, sind mit dem Motorroller „Pitty" 3000 km gefahren. Wir haben diesem Fahrzeug dabei nichts geschenkt und es in jeder Beziehung so behandelt, wie es der Käufer auch tun wird. Ja, wir haben diesen fahrenden Polsterstuhl wahrscheinlich noch etwas mehr abverlangt, als Sie es vernünftigerweise tun werden. Uns selbst haben wir dabei nicht geschont; hatschi, hatschi; sehen Sie, da kommt schon die Bestätigung, und wir glauben, jetzt unseren Lesern, dem Herstellerwerk sowie auch der HV Automobil- und Traktorenbau einiges sagen zu dürfen. Gewissermaßen vom Sitz des „Pitty" und nicht vom grünen Tisch aus.
Ein Motorrad ist ein Motorrad, und ein Motorroller ist ein Motorroller. Darüber sollte man sich bei der Beurteilung und auch vor dem Kauf eines motorisierten Zweiradfahrzeuges völlig klar sein. Ein ausgesprochen sportliches Fahrzeug wird das Motorrad immer bleiben. Der Roller ist mehr, nun sagen wir, geruhsamer. Das bedeutet allerdings nicht, daß der „Pitty" eine „Schnecke" ist. 75 km/h sind wir mit unserem ID 05-15 auf der Autobahn auch schon gefahren (ohne Rückenwind), und wenn in der Stadt die Verkehrsampel von Rot auf Grün geschaltet wird, gehts bei uns schneller fort als beim EMW.
Bevor wir jedoch mehr über unsere Erfahrungen mit „Pitty" berichten, zunächst eine technische Beschreibung und die wichtigsten technischen Daten.
Der Motorroller „Pitty" ist ein vollverkleideter Roller. Der Raum zwischen der vorderen und hinteren Verkleidung bietet dem Fahrer einen völlig freien Durchstieg. Die vordere Verkleidung deckt die gesamte Gabel sowie das Vorderrad vollständig ab und bietet damit Schutz gegen Schmutz und Nässe beim Fahren. Die hintere Verkleidung umschließt das gesamte Triebwerk, also den Motor, die Kette und das Hinterrad. Das auf der hinteren Verkleidung angebrachte Sitzkissen für zwei Personen ist mit Schlaraffia-Spezialfedern und einer gegossenen Moosgummidecke versehen. Die hintere Verkleidung ist auch der Träger des Reserverades. Zusätzlich kann auf der Reserverad-Befestigung ein Gepäckträger aufgesetzt werden. Die gesamte Hinterhaube läßt sich durch Öffnen einer Klinke und Lösen eines Knebels abheben. Zum Tanken bzw. zur Kontrolle der Zündkerze kann das Sitzkissen aufgeklappt werden. Die Hinterhaube verbleibt dabei an ihrem Platz. Als Abdeckung zwischen der vorderen und hinteren Verkleidung ist ein Stirnbodenblech angebracht, welches in der Vorderwand zwei Behälter aufweist, die für die Unterbringung der Batterie sowie der Werkzeuge eingerichtet sind. Das Armaturenbrett ist mit folgenden Armaturen versehen:
  1. Tachometer mit Kilometerzähler,
  2. Zündschloß und Lichtschalter (kombiniert),Leerlaufanzeige
  3. Leerlaufanzeige
  4. Kühlanzeige
  5. Ladekontrollampe
Die gesamte Verkleidung zeigt außer dem farbigen Verschnitt hochglanzverchromte Zierleisten. Der in der vorderen Verkleidung eingebaute Scheinwerfer ist einstellbar. Der Rahmen ist ein verwindungssteifer, stabiler Stahlrohrrahmen. An den Hauptbelastungsstellen weist er zweifach eingeschweißte Verstärkungen auf. Das Haupttragrohr ist so bemessen, daß es selbst einer robusten Beanspruchung standhält. Der Motor sowie das Hinterrad befinden sich auf einer gemeinsamen Triebsatzschwinge, die unterhalb des Schwerpunktes des Motors gelagert und durch zwei kräftige Spiralfedern gegen den Rahmen abgestützt ist. Zur Rückstoßdämpfung dienen zwei Öldruckrückstoßdämpfer.
Als Triebwerk wird der bewährte IFA Einzylinder-Zweitaktmotor RT 125-M 1 mit Gebläsekühlung verwandt. Die Kraftübertragung vom Motor zum Hinterrad geschieht durch Kettenantrieb. Die Kette ist gegen Verschmutzung durch eine Gummihülse geschützt. Das Hinterrad ist mit einer Steckachse versehen. Die Größe der Räder beträgt 3,5 X 12 Zoll. Zur Verwendung gelangen elastische Vollscheiben-Tiefbettfelgen. Die Befestigung der Räder erfolgt durch fünf Konusmuttern. Vorder- und Hinterrad sind gegeneinander austauschbar. Die Hinter- sowie auch die Vorderradbremse sind groß dimensioniert. Beide Innenbackenbremsen haben einen Bremstrommeldurchmesser von 150 mm.
Die Fußbremse (rechts) wirkt auf das Hinterrad, die Handbremse auf das Vorderrad. Der Motorroller hat Dreigang-Fußschaltung, die durch den linken Fuß betätigt wird. Die Vordergabel ist als Schwinggabel ausgebildet und weist, wie die Triebsatzschwinge, einen Federweg von 70 mm auf.
Weil wir nun einmal bei der Technik sind, bleiben wir auch dabei.

Fahrtechnik

Für Motorradfahrer bedeutet das Fahren mit dem „Pitty" absolut keine Umstellung. Nach spätestens 20 bis 30 km sind Sie mit dem Roller auf  Du und Du. Die hervorragende Federung macht das Fahren, besonders auf schlechten Straßen, zur Freude. Die Kurvenstabilität ist nicht geringer als die der bekannten Motorradtypen. Die Einfahrer des IWL behaupten sogar, man könne den Roller so in die Kurven legen, daß die Trittbretter schleifen. Trotzdem ginge er nicht weg. Vielleicht ist es Kraftfahrerlatein. Wir sind noch nicht ganz so forsch rangegangen, aber wir halten das durchaus für möglich. Trotzdem, wenn man nicht unbedingt muß, braucht man das ja nicht auszuprobieren. Wenn die Straßen nass und schlüpfrig sind, ist natürlich Vorsicht geboten. Aber mit dem Motorrad ist man, bei solchen Straßenverhältnissen doch auch etwas zurückhaltender. Als der Schreiber dieser Zeilen zum ersten. Male bei Regenwetter durch große Pfützen fuhr, gingen die Beine, wie vom Faden gezogen, hoch; aber dann kam die instinktiv von unten erwartete Dusche nicht. Darauf folgte bei verlangsamter Fahrt ein kleines Selbstgespräch: „Hammel, du sitzt ja auf einem Motorroller, da passiert so etwas ja nicht" In der Fachpresse konnten wir verschiedentlich Berichte über das schlechte Verhalten von Motorrollern bei starkem Seitenwind lesen. Beim „Pitty“ traten bisher derartige Mängel nur sehr gering auf. Die Seitenstabilität ist auch bei böenartigen Windstößen recht passabel. Auf keinen Fall passierte es uns auch nur einmal, daß der Roller durch einen plötzlichen Angriff von Seitenwind aus der Spur getragen wurde. Daß der „Pitty“ recht fleißig geschaltet sein will, obwohl der Motor sehr elastisch arbeitet, ist selbstverständlich. Es steckt nun mal nur ein Achtellitermotor unter der hinteren Verkleidung. Nachdem wir unseren „Pitty“ sorgsam eingefahren haben, sind wir erfreut über die Kletterfreudigkeit und den raschen Anzug.
Verkehrssicherheit:
Was in der gegenwärtigen Witterungsperiode am meisten interessiert, sind im Hinblick auf die Verkehrssicherheit die elektrischen Anlagen und Bremsen. Ja, also das Licht ist recht gut (die Hupe übrigens auch), wenn die Batterie voll geladen ist. Eigentlich sollte sie das ja immer sein, aber wir hatten mit unserem ID 05-15 da eine ganze Reihe von Schwierigkeiten. Wir meldeten dies dem Werk, die Sache wurde untersucht, und es stellte sich heraus, daß der Reglerkasten nicht ganz den Anforderungen entsprach, die durch die Konstruktion des Motorrollers an ihn gestellt wurden.- Durch einen Verbesserungsvorschlag des Autoelektrikers Simon, der in der Produktionsabteilung Motorroller im IWL, arbeitet, wurden die Reglerspule und der Reglerkasten verändert und damit der Fehler behoben. Bei der Großserie werden derartige Schwierigkeiten nicht mehr auftreten. Der Kollege Simon erhielt für seinen Verbesserungsvorschlag eine ansehnliche Prämie. Daß sich nach rund 2000 Kilometern das Massekabel an der Anschlußstelle lockerte, sollte eigentlich nicht vorkommen. Es ist Aufgabe der Gütekontrolle des Werkes, auch auf solche Kleinigkeiten, die sich zu großen Schwierigkeiten auswachsen können, zu achten. Die Schlußbeleuchtung scheint uns zu klein zu sein. Die Beleuchtung des polizeilichen Kennzeichens ist zwar ausreichend, aber was das Schlußlicht anbelangt ... ein Glühwürmchen schafft beinahe das gleiche. Auch diesen Mangel haben wir dem Herstellerwerk bereits gemeldet. Dort ging man bereitwillig und unbürokratisch auf unseren Änderungsvorschlag ein. In Zukunft also werden die Schlußlichter am „Pitty“ erheblich größer sein. Im Übrigen erscheint es uns richtig und dringend notwendig, obwohl das von der zur Zeit gültigen StVZO noch nicht gefordert wird, die Schlußbeleuchtung mit einem Stopplicht zu kombinieren. Die Kosten dafür sind gering, die Sicherheit, vor allem im Nachtverkehr, wird erhöht. Ob am Zweiradfahrzeug Blinker angebracht werden sollten, ist noch umstritten. Sollte eine Entscheidung dafür fallen, werden also am „Pitty“ ebenfalls Blinker angebracht, so auf jeden Fall nach dem neuesten Stand der Technik, also Blinker, die nach einer bestimmten Zeit automatisch ausgeschaltet werden. Auf Grund eigener Erfahrungen sind derartige Blinker vor allem im Stadtverkehr beim Linksabbiegen doch recht nützlich. Und nun zu den Bremsen. An dem von uns gefahrenen Motorroller, der, das wird Sie interessieren, aus der ersten Hundertserie stammt, zogen die Bremsen zu hart. Wir haben inzwischen festgestellt, daß hier unrichtig geformte Bremsnocken eingebaut wurden. Bei den Rollern der neuen Serie, die in diesen Tagen zum Verkauf gelangen, wurde das bereits geändert, und die Fußbremse greift so, wie man sich eine Bremse am Zweibein wünscht. Die Vorderbremse hat die gleichen Dimensionen wie die Hinterradbremse und wirkt absolut sicher. Aber die Fußbremse hat einen Haken, und das ist die Stellung des Bremspedals. Hier fordern wir schnellstens eine grundsätzliche Änderung. Das Pedal der Fußbremse muß mindestens 15 cm nach vorn in die Rundung des Stirnbodenbleches und tiefer gesetzt werden, so daß man ständig mit beiden Füßen Kontakt mit dem Roller behält (siehe Fußbremse im Auto). So, wie das Bremspedal jetzt steht, ist es nicht einfach, auf schlechter Straße, wenn der Roller schwingt, sicher zu bremsen. Auch die Argumente, daß man, wenn das Bremspedal weiter vorn steht, keine Aktentasche mehr in den Durchstieg hängen könne, sind unberechtigt. Primär ist auf jeden Fall die Verkehrssicherheit. Dazu gehören nun einmal wohlüberlegt eingebaute Bremsen.
Allgemeine aber wichtige Feststellungen:
Der Motor ist ein wichtiges Aggregat eines Kraftfahrzeuges. Über den Pitty-Motor RT 125-M 1. ist nur gutes zu sagen. Der Verbrauch liegt natürlich etwas höher als bei der RT 125/1, da ja doch der „Pitty“ 45 bis 50 kg mehr wiegt als die RT. Weiter muß man sich darüber klar sein, daß der „Pitty“ mit einem gleichen Motor wie die RT 125/! einen weitaus größeren Fahrkomfort bietet, daß man diesen Fahrkomfort jedoch nicht umsonst bekommt. Der Motor ist natürlich beim „Pitty“ ständig stärker beansprucht als bei der RT. Die Lebensdauer wird wahrscheinlich etwas geringer sein. Die Motorkühlung wird bei der Großserie durch ein Druckgebläse erfolgen. Die Kraftübertragung zu diesem Gebläse erfolgt durch einen Keilriemen. Wir haben damit bis jetzt noch keine Schwierigkeiten gehabt, aber es scheint doch angebracht zu sein, so wie es zum Beispiel beim EMW oder auch anderen Autos der Fall ist, einen zweiten Keilriemen von der Größe 8 x 5 x 475 von Werksseite mitzuliefern. Wenn einmal die Kühllampe am Armaturenbrett aufleuchtet, ist der Spaß vorbei. Hat man jedoch einen Ersatzkeilriemen im Werkzeugkasten, dann wird es kaum 20 Minuten dauern, und die Fahrt kann weitergehen.
Daß der Motor immer den richtigen Schnaps erhält, ist wohl selbstverständlich. Wir fahren vom ersten Kilometer an mit Gemisch 1:25 Mineral, also auf 5 Liter Vergasertreibstoff 2/10tel Liter Mineralöl und sind damit immer gut gefahren. Aus übertriebener Vorsicht Gemisch 1:20 zu fahren, ist nicht angebracht. Bis etwa 3000 km sollte man auf 5 Liter Gemisch zusätzlich 1/2 Liter Vergasertreibstoff und für 10 Pfennig Schmieröl beigeben. Eine vorteilhafte Sache wäre, bei dem „Pitty“ serienmäßig ein Lenkungsschloß einzubauen. Wir wollen gar nicht an Diebstahl denken, aber der Fahrzeughalter ist letzten Endes verpflichtet, sein Fahrzeug auch gegen mißbräuchliche Benutzung zu sichern. Das Armaturenbrett ist ganz hübsch, und wer viel fährt, braucht es zur Kontrolle kaum noch. Trotzdem meinen wir, sollten Schritte unternommen werden, dies in seiner Gestaltung zu verändern. Das Tachometer liegt bei den derzeitigen Serien recht ungünstig und wird vor allem in den unteren Geschwindigkeitsbereichen vom Lenker fast völlig verdeckt. Als recht vorteilhaft empfanden wir die Leerlaufanzeige (grün innen) und die Kühlanzeige (grün außen), die aufleuchtet, wenn das Gebläse nicht mehr arbeitet. Benzinanzeiger und Zeituhr sind zwar recht nette Zugaben bei verschiedenen westdeutschen Rollern, ihr Fehlen beim „Pitty" wurde jedoch bei uns nicht als Mangel empfunden. Was auf dem Armaturenbrett noch vorgesehen werden sollte, ist außen links neben der Ladekontrolleuchte eine Öffnung für einen Zentralstecker. Die IKA müßte schnellstens eine kleine Handlampe entwickeln, die dann als Pitty-Zubehör angeboten werden kann. Kerzen kann man im Dunkeln nach Gefühl wechseln. Den Keilriemen des Gebläseantriebes oder gar ein Rad im Dunkeln auszutauschen, ist eine Sonderprüfungsaufgabe für einen ehrgeizigen Kfz-Schlosser.
Einen häßlichen Schandfleck werden alle „Pittys“ nach einiger Zeit bekommen; das ist links hinten, dort, wo der Kickstarter im Viertelkreis heruntergetreten wird. Trotz aller Sorgfalt läßt es sich nicht vermeiden, daß man dann und wann mit der Schuhsohle am Lack entlanggleitet. Das Herstellerwerk sollte sich überlegen, ob man an dieser Stelle nicht einen geeigneten Schutz anbringen kann.
Ein allgemein bekanntes, aber immer wieder in Kauf genommenes Übel des Zweitakters ist sein lautes Motoren- und Ansauggeräusch. Der „Pitty“ macht hierin keine Ausnahme. Durch Änderungen des Auspuffs wurde zwar eine Senkung der Gesamtlautstärke erreicht, die bei den zulässigen Phonzahlen liegt, die die StVZO erlaubt. Damit liegt „Pitty“ mit seinen Arbeitsgeräuschen natürlich in den Grenzen des amtlich Erlaubten, aber das sollte die Techniker und Ingenieure nicht abhalten, sich weiter mit der Senkung der Phonzahlen des „Pitty“ zu beschäftigen.

Zur Pflege der Pitty-Bereifung ist nichts anderes zu sagen, wie zur Reifenpflege im allgemeinen. Wichtig ist auch hier vor allem die Einhaltung bestimmter Reifendrücke.

bei Solobetrieb vorn 1,2-1,3 atü, hinten 1,0 atü,
bei Soziusbetrieb vorn 1,2-1,3 atü, hinten 2 atü.
Halten Sie diese Reifendrücke ein.
Zubehör gehört auch dazu:
Der Motorroller wird im allgemeinen von, sagen wir, unsportlichen Fahrern als ein Fortschritt gegenüber dem Motorrad bezeichnet. Wir können diese Feststellung nur unterstreichen. Trotz allen Schutzes jedoch, den der Motorroller durch seine Konstruktion bietet, geht es nicht' ohne einiges Zubehör. Das wichtigste, was man für einen Motorroller unseres Erachtens braucht, ist eine auf dem Lenker zu befestigende Windschutzscheibe Unsere bisherigen Versuche, so ein Ding zu bekommen, scheiterten. Wir wollten schon Krach schlagen, als wir erfuhren, IWL macht so was auch. So ist es. Die Industriewerke Ludwigsfelde beschäftigen sich tatsächlich mit der Vorbereitung der Produktion von Windschutzscheiben. Im Februar soll, nach uns gemachten Angaben, die Auslieferung beginnen. Solange man jedoch eine solche Scheibe nicht hat, muß man, vor allem bei längerem Fahren in größerer Kälte, eine Schutzbrille tragen. Was man erlebt, wenn man eine einigermaßen vernünftige Schutzbrille kaufen will, könnte einen Aufsatz für sich bilden. Wir wollen es bei der Feststellung bewenden lassen, daß die DHZ Feinmechanik/Optik noch einiges tun muß, um wirklich gute Motorradschutzbrillen auf den Markt zu bringen. Daß es augenglastragende Motorrad- und auch Motorrollerfahrer gibt, scheint in Produktionskreisen völlig unbekannt zu sein. Es fehlen zumindest Vollsichtbrillen und Spezialregenbrillen, die jeweils auch von Augenglasträgern benutzt werden können.
So wie mit Schutzbrillen sieht es auch mit Rückblickspiegeln aus. Hier gibt es nichts, was auch nur normalen Ansprüchen gerecht werden könnte. Hoffentlich wird dieser Zustand bald geändert. Gepäckträger, die ebenfalls ein unentbehrliches Zubehörteil für den Motorroller darstellen, werden in Ludwigsfelde hergestellt und sind mit dem Roller zugleich greifbar.
Was die übrige Schutzbekleidung anbetrifft, ein guter Gummiregenmantel nach Klepperart (in der HO für etwa 60 DM zu haben), hat sich auf dem Motorroller als durchaus ausreichend bewährt. Beinlinge aus Gummi oder ähnlichem sind nicht notwendig. Zum Kapitel Handschuh ist eigentlich nur zu sagen, wer da spart, spart am falschen Platze. Wenn Sie erst einmal mit steifen Händen plötzlich nach der Kupplung greifen mußten und die Finger einfach nicht hochbekamen, weil sie zu klamm waren, dann lernen Sie gute Motorradhandschuhe oder am Lenker angebrachte Schutzkappen für die Hände schätzen.
Als letztes verbleibt noch der Kopf. Machen Sie es, wie Sie wollen. Wir jedenfalls tragen einen Sporthelm aus Leder. Der schützt nicht nur den Kopf bei einem Sturz, sondern auch Nacken und Ohren vor lästigem Zugwind. Angabe ist es nicht, so einen Krachhut aufzusetzen. Er schützt tatsächlich, wir konnten es ausprobieren. Und das bißchen Überwindung, mit dem Lächeln der zu Fuß gehenden oder autofahrenden Mitmenschen fertig zu werden, bringen Sie auch noch auf.
Wir haben Ihnen nun eine ganze Menge vom „Pitty“ und dem übrigen Drum und Dran erzählt. Auf die Umstände, warum das Erscheinen dieses ersten Motorrollers unserer volkseigenen Industrie so lange gedauert hat, sind wir nicht eingegangen. Wir glauben und hoffen, daß nun der Knoten bei der Hauptverwaltung, dem Herstellerwerk und auch den Zubringerbetrieben gerissen ist. Wir konnten uns aber auch davon überzeugen, daß durch das Industriewerk Ludwigsfelde sehr lange und gründliche Versuchsreihen durchgeführt wurden, um den Motorroller in wirklich guter Qualität zum Verkauf bringen zu können
Hoffen wir also, daß auch Sie in diesem Jahr Ihren langersehnten Motorroller „Pitty“ kaufen können und daß auch Sie noch in diesem Jahr in die Schar derer aufgenommen werden, die, das wünschen wir Ihnen und allen Pittyfreunden, mit dem Motorroller viel Freude erleben sollen.

Die  DDS-Redaktion              

Nach Abheben der hinteren Haube sind Motor, der Vergaser und das Getriebe bequem zugänglich.Das Bild zeigt die Antriebsseite mit der voll verkleideten Kette (wie bei der RT 125/1).

Hier erkennt man einen Teil des Stahlrohrrahmens, das Kühlgebläse, den Kraftstoffbehälter und die gut wirkende Hinterradfederung.

Ein Blick unter der vorderen Verkleidung zeigt die gut durchdachte vordere Schwinggabel, deren Federweg 70 mm beträgt. Zur Erhöhung der Betriebssicherheit wurde die von der Schwinggabel (im Gegensatz zu den anderen  uns bekannten Fabrikaten) so konstruiert, daß ein Blockieren des Vorderrades bei einen eventuellen Federbruch nicht auftretten kann.

Auch hier ist nochmals deutlich die Abstützung der Triebsatzschwinge zu erkennen. Das Auswechseln des Hinterrades erfolg durch das Lösen der fünf sichtbaren Konusmuttern und Herausziehen der Steckachse. Vorderrad und Hinterrad sind miteinander austauschbar.
Ein Radwechsel läßt sich leichter durchführen, als es zuerst den Anschein hat. Unter das Haupttragerohr wird die mitgelieferte Montagestütze, die zusammenlegbar ist, geschoben, dann steht das Vorderrad frei. Auch hier beim Vorderradwechsel nur Steckachse und die fünf Konusmuttern (SW14) lösen.

Ein Blick von oben läßt die Fußbremse (rechts)und den Kipphebel der Gangschaltung (links) und das Amaturenbrett erkennen.

Quelle;   Zeitschrift- Der Deutsche Straßenverkehr / Archiv: Bert N.

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Stand: Februar 2009