maerkischeallgemeine.de vom 20.08.2012

Knatterndes Fest mit 200 Rollern

Das 14. IWL-Motorrollertreffen in Ludwigsfelde lockte sogar Fans aus Belgien und Holland an

LUDWIGSFELDE - Ein Hauch Geschichte wehte am Wochenende durch Ludwigsfelde. Genauer gesagt waren es blaue Abgaswolken von rund 200 IWL-Rollern, die zum 14. Motorrollertreffen ihre Geburtsstadt eroberten und den Ort mit typischem Zweitakter-Aroma erfüllten. Bereits am Freitag kreisten die ersten Roller der Typen Pitty, Berlin, Troll und Wiesel durch die Stadt. Am Samstag ging es in die Ortsteile, wo kräftig gefeiert wurde und die Roller ein Highlight waren.

Am Samstagnachmittag starteten die 200 knatternden Schönheiten dann zum Rollerkorso durch Ludwigsfelde. Angeführt von Polizei und Roller-Experte Manfred Blumenthal wurde der Verkehr kurzzeitig lahm gelegt. Günter und Doris Widra nutzten den Samstag zur Ausfahrt nach Berlin. „Wir wollten ein Bild mit unserem Roller und dem Brandenburger Tor“, so Günter Widra. Dabei wurden die Ludwigsfelder Roller für die Touristen schnell zum interessanteren Fotomotiv als die Berliner Sehenswürdigkeiten. „Die Japaner sind auf den Rollern herumgeklettert, das war eine Schau“, freut sich der Crimmitschauer. Doch auch bei der kleinen Ausfahrt zur Eisdiele kommen die Leute und staunen über die Rollerschönheiten, die auch gern vererbt werden. So stammt der Roller der Widras von Günters Vater. „Der ist seit 40 Jahren im Familienbesitz und noch original“, so Günter stolz.

Jennifer Reinfrank aus dem anhaltinischen Könnern wuchs in einer richtigen Rollerfamilie auf. Ihr Vater Klaus besitzt den ältesten noch existierenden Pitty, ein Vorserienmodell mit der Produktionsnummer 26 aus dem Jahre 1954. „Das Fahren macht einen Riesenspaß und es schauen alle hinterher“, berichtet Jennifer von ihren Rollererfahrungen. Ihren Berlin hatte sie gemeinsam mit ihrem Vater restauriert, der übrigens jedem seiner sechs Kinder einen Roller zum 16. Geburtstag schenkt. Er selbst hatte seinen Pitty übrigens durch Zufall in einem Kneipengespräch gefunden, auch wenn der Oldtimer nur noch zur Hälfte existierte. „Den Roller hab ich in den letzten sechs Monaten fertig gemacht, um hier damit dabei zu sein“, erklärt er. Insgesamt besitzt er 24 der Ludwigsfelder Roller, ein kleines Rollermuseum daheim.

Ein Highlight des Treffens war die Versteigerung eines aufwändig restaurierten Rollers Typ Berlin von der Interessengemeinschaft Stadtroller. Rollerfans aus ganz Deutschland hatten ein Jahr lang daran gearbeitet und das glänzende Ergebnis der Stadt geschenkt. Auktionator war Veranstaltungsschirmherr Hennes Schulz. Der Berliner Verleger machte Interessenten den Roller schmackhaft und trieb die bei 1000 Euro gestartete Auktion voran. Die wurde ein Zweikampf zwischen Thüringen und Bayern, den Uwe Seifert aus dem thüringischen Hetzdorf bei 3 600 Euro gewann. „Da lag auch mein Limit“, erklärte er danach erleichtert. Dabei hatte er von der Auktion nichts gewusst, sondern wollte sich nur mal die Geburtsstadt seines Rollers anschauen. Er selbst besitzt einen Berlin im Originalzustand. Gemeinsam mit seiner Frau freute er sich sichtlich über den „Familienzuwachs“. Der Auktionserlös geht an den Verein Freunde der Ludwigsfelder Industriegeschichte, der gerade mitten in der Vorbereitung für die offizielle Eröffnung des Museumsanbaus Ende September steckt. So kommt das Geld der Ludwigsfelder Geschichte zugute, die an diesem Wochenende zu sehen, zu hören und zu riechen war.

Von Mike Jentsch

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