maerkischeallgemeine.de vom 12.08.2008

OLDTIMER: „Pitty“ & Co rollen an

12. Motorrollertreffen am Wochenende in Ludwigsfelde

LUDWIGSFELDE - Kurz vor dem Jubiläumstreffen der Motorrollerfans am kommenden Wochenende in Ludwigsfelde – 50 Jahre nach dem ersten Treff 1958 – sei noch einmal an die Historie der Ludwigsfelder Rollerproduktion mit „Pitty“, „Wiesel“, „Berlin“ und „Troll“ sowie dem Anhänger „Campy“ erinnert. Wer dazu Näheres erfahren möchte, der ist entweder im Stadtmuseum richtig oder bei den Mitgliedern des Vereins Freunde der Industriegeschichte Ludwigsfelde.

Mit der Motorrollerfertigung im VEB Industriewerke Ludwigsfelde begann auch der Motorsport mit diesen Erzeugnissen. „Werkdirektor Singhuber wollte mit sportlichen Erfolgen die Leistungsfähigkeit des ersten Motorrollers der DDR, dem Typ ,Pitty’, unter Beweis stellen“, heißt es in einem Pressetext. Singhuber entschloss sich, ab 1955 die Motorroller bei Leistungsprüfungsfahrten im Geländesport einzusetzen.

Mit Gründung des Motorsportclubs Ludwigsfelde im Frühjahr 1958 ging es in dem Ort nicht nur um Leistungssport, sondern auch und motorsportliche Betätigungsmöglichkeiten für die vielen Rollerbesitzer. So kam es am 13. Juni 1958 zu einem ersten Treffen aller Motorrollerfahrer. Als Sponsor und Mitorganisator engagierte sich der Hersteller, der Betrieb Industriewerke Ludwigsfelde. Gleich zwei Veranstaltungen an einem Tag wurden aus der Taufe gehoben: Eine national offene Geländesportveranstaltung mit hohem Schwierigkeitsgrad für Motorräder und -roller sowie ein Motorrollertreffen für alle Rollerbesitzer. An diesem ersten Treffen nahmen 127 Rollerfahrer teil. Sie mussten Städte anfahren, deren Anfangsbuchstaben das Wort Wiesel ergaben – W wie Weimar, I wie Ilsenburg und so weiter. Manch einer war so mehr als 1200 Kilometer durch die DDR unterwegs . . . „Wiesel“ hieß der nach dem „Pitty“ ab 1956 gefertigte Motorrollertyp SR 56 der Industriewerke. Ein Geschicklichkeitsturnier und ein Stadtkorso rundeten die erste Veranstaltung ab. Von da an fand bis 1964 jährlich ein derartiges Treffen statt, 1959 bis 1963 sogar mit internationaler Beteiligung. Die Einstellung der Rollerproduktion Ende 1964 wegen Aufnahme der Lastkraftwagenfertigung bedeutete das Aus für die Rollertreffen.

Im Jahre 2000 erinnerte man sich an diese Tradition und ließ sie aufleben. „Die Oldtimer-besessene Familie Both initiierte mit der Stadtverwaltung eine derartige Veranstaltung“, heißt es in einer Pressemitteilung. Weiter steht dort: „Und alle staunten, wie viele Motorroller aus dem Ludwigsfelder Werk noch am Leben waren.“ Seither folgen Rollerfreunde alle zwei Jahre dem Ruf nach Ludwigsfelde. Und der wird, wie berichtet, inzwischen auch in Belgien und Holland gehört. (ja)

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