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GUDRUN OTT
LUDWIGSFELDE Das elfte Motorroller-Treffen in Folge und ein Andrang wie nie zuvor - der
Ludwigsfelder Bahnhofsvorplatz platzte gestern aus allen Nähten. Weit über hundert
Fahrzeuge hatten sich registrieren lassen, zwei Dutzend nahmen ohne Startnummer am Treffen
teil. Dicht gedrängt auf dem Bürgersteig die Roller der "Heinkel-Freunde
Berlin". Gerhard Lüdke fährt seinen Heinkel seit 1960 und hat sogar noch an den
Avus-Rennen teilgenommen. Hier ein "Italiener", dort die "Bella" von
Zündapp.
Aus Rangsdorf kam Peter Rosenow mit einem "Pitty", den er vom Schrott hatte und
der erst seit sechs Jahren wieder richtig schmuck aussieht. 1954 hatte der junge
Motorenschlosser in der Ludwigsfelder Rollermontage angefangen zu arbeiten. Damals lief
die Null-Serie vom Band. Den zweiten Roller dieser Serie kaufte er seiner Mutter, die war
Hebamme und fuhr täglich damit zur Arbeit. "Was haben die Leute damals
gestaunt", erinnert sich Rosenow. Sie haben sich förmlich die Hälse verdreht.
Ähnlich war es am Sonntag, als die Motorroller wieder die Straßen rund um Ludwigsfelde
belebten. Zwischen Siethen, Ahrensdorf, Genshagen, Löwenbruch und Thyrow waren die
nostalgischen Zweiräder zu sehen.
Fünfzig Jahre ist es her - ein halbes Jahrhundert - da rollte in der Halle 4 des
Industriewerkes Ludwigsfelde der erste "Wiesel" vom Band. Vom
"Wiesel", der ursprünglich "SR 56 City" heißen sollte, wurden 57 400
Stück gebaut. Sein Vorgänger war der "Pitty", Stückzahl immerhin 11 293. Dem
"Wiesel" folgten die Motorroller "SR 59 Berlin" und "TR 150 Troll
1". Als am 24. Dezember 1964 der letzte "Troll" die Montagehalle verließ,
hatten die Fahrzeugbauer 239 149 Motorroller montiert.
Jetzt waren stolze Besitzer der Oldtimer aus der ganzen Republik beim Fachsimpeln auf dem
Museumsplatz vereint. Die meisten kamen mit Saisonkennzeichen, wenige, zu denen der
Autoschlosser Gunter Bachmann gehört, haben ihre Roller nie abgemeldet. So steht GHC noch
für Gräfenhainichen, obwohl es jetzt Wittenberg heißen müsste. Man las Sprüche wie:
"Gefunden bei Opa" oder "Ich bin ein SR 56 Wiesel und im Jahre 2006 50
Jahre alt geworden".
Schirmherr der Veranstaltung, der Berliner Verleger Hans Hennes Schulz, zeigte sich
begeistert. "Dass Traditionen in dieser Stadt fortgeführt werden, ist
großartig."
Das erste Mal beim Rollertreffen dabei, war auch die Interessengemeinschaft Halle-Trotha
mit "Berliner Roller" und "Troll". Die beiden jungen Männer kamen mit
einem Wartburg 312 Camping aus dem Jahre 1966. Selber aufgebaut und viel bewundert.
Bürgermeister Heinrich Scholl, begrüßte besonders die Roller-Fans aus Belgien, lobte
Helfer und Sponsoren. Erst spät abends knatterte man wieder dem Alltag entgegen. Es blieb
Geruch von verbranntem Zweitaktergemisch, der einen schönen Sonntag lang über der Stadt
hing. (Teltow-Fläming) |