Bericht zum SR 56 Wiesel

Der Deutsche Straßenverkehr  November 1957 

Unser Test

Motorroller SR 56 Wiesel

vom VEB Industriewerk Ludwigsfelde

Dieser Aufsatz über den Motorroller „Wiesel“ hat eine Vorgeschichte, die sich über ein Jahr hinzieht. Wir wollen Sie damit nicht langweilen. Eins nur zur Feststellung der Tatsachen. Wir hatten bereits im Sommer vorigen Jahres einen Motorroller „Wiesel" zum Testen bekommen, mußten aber die Testung dieses Fahrzeuges ablehnen, da die Leistung des Rollers weit unter der prospektmäßig angegebenen Nennleistung lag. Nachdem nun, wie gesagt, ein Jahr vergangen ist, stellte uns der VEB Industriewerke Ludwigsfelde erneut ein Testfahrzeug zur Verfügung, und wir haben damit so viele Kilometer gefahren und so viele Proben gemacht, daß wir jetzt gut und gern ein Urteil über diesen Motorroller abgeben können. Aus vielen Leserzuschriften erkennen wir, daß es durchaus nicht nur die neuesten Fahrzeuge sind, die draußen bei den Motoristen mit Interesse beachtet werden. Eben diese Leserzuschriften gaben uns vor allem den Anstoß, diesen „Wiesel-Test“ doch noch zu schreiben.
Bevor wir zu den Fahreindrücken mit dem „Wiesel" kommen, erst mal einige allgemeine Erklärungen und grundsätzliche Feststellungen.
Die Beurteilung eines Kraftfahrzeuges unterliegt mehr oder weniger subjektiven Eindrücken. Wenn man von einer Vollschwingmaschine, wie zum Beispiel einer MZ ES, auf das „Wiesel" umsteigt. wird man zu anderen Schlußfolgerungen kommen, als wenn man von einer alten Starrahmen-DKW oder einem ähnlichen „Hirsch" zum „Wiesel" hinüberwechselt. Dieser Vorsatz ist notwendig, um von vornherein Meinungsverschiedenheiten, die schon aufgetreten sind, in Grenzen zu halten. Wir gehen aber doch wohl nicht fehl in unserer Annahme. daß sich der größere Teil von Motorroller-Benutzern aus einer Schicht von Menschen zusammensetzt, der erstmalig mit dem Motorroller ein Kraftfahrzeug besitzt. Wir wollen also versuchen, vor allem bei der Beurteilung der Fahreigenschaften, mit diesen Maßstäben zu messen.
Zuerst einmal hat ein Motorroller gegenüber dem Motorrad unbestreitbar einen ganz klaren, eindeutigen Vorteil, das ist sein Schmutz- und Kälteschutz für Füße, Beine und zum Teil auch noch für den Unterkörper. Das wird wohl auch mit der Hauptgrund dafür sein, daß der Motorroller „Wiesel" trotz bestimmter Nachteile, wie sie zum Beispiel die geringere Beschleunigungsfähigkeit betrachtet im Verhältnis zu einem gleich starken Motorrad ist, sich einer großen Beliebtheit bei uns erfreut. Zum anderen aber beweist das auch eine von uns schon oft vertretene Theorie, nämlich, daß sich das Motorrad noch mehr Freunde erwerben könnte, wenn es in dieser Beziehung einen nur annähernd gleichen Fahrkomfort bieten würde wie der Motorroller. Es ist so, daß heute sogar viele jüngere Menschen, die sich früher ausschließlich dem Motorrad als Beförderungsmittel und Sportgerät zuwandten, eben aus Gründen des Witterungsschutzes den Motorroller vorziehen.
Der Wetterschutz, den der „Wiesel" von der Konstruktion aus schon bietet, kann durch die zusätzlich zu erwerbende Windschutzscheibe noch wesentlich erhöht werden. Wir haben derartige Scheiben, geeignet für „Wiesel" und „Pitty", in einer Reihe von Fachgeschäften zu einem Preise von etwa 50,— DM gesehen und glauben, daß der Motorroller „Wiesel" durch diese zusätzliche Scheibe einem recht wetterfesten Zweiradfahrzeug sehr nahekommt.
Um unseren Lobeshymnen nun gleich selbst die Spitze abzubrechen, der Fahrer sitzt grundsätzlich und immer geschützt, ganz gleich, ob Schnee fällt, ob man über Sand- und Staubstraßen fährt oder ob Wasserdurchfahrten zu überwinden sind. Beim Mitfahrer oder der Mitfahrerin kann man das nicht immer behaupten. Unseren Beobachtungen zufolge spritzt eben doch immer wieder Dreck gegen die perlonbestrurnpften Waden der Sozia. Das ist insofern schlimmer als beim Motorradfahren, weil man eben, fährt man Motorrad, sich in jeder Beziehung mit der Bekleidung darauf einrichtet. Dort weiß man es, dort ist man darüber weder verwundert noch entrüstet. Aber beim Motorroller kriegt die zweite Person auch unerwartet einmal Dreckspritzer ab. Andererseits aber, die Typenbezeichnung SR 56 heißt nach Werksauslegung Stadtroller 1956, mit Stadtstraßen, was Schmutzschutz anbelangt, wird der „Wiesel" für Fahrer und Beifahrer ohne weiteres fertig. Die Fahrleistung andererseits ist so, daß die Einsatzmöglichkeiten dieses Rollers keinesfalls nur auf den Stadtbereich beschränkt bleiben, und dann eben tritt das vorher Geschilderte auf.
Wir sagten vorhin, die Beurteilung der Fahreigenschaften ist eine subjektive Angelegenheit. Kommt man vom guten Motorrad, dann ist man vom Motorroller nicht befriedigt. Kommt man von der Starrahmenmaschine, dann hat man am „Wiesel" seine Freude, und als neuer Kraftfahrzeugbesitzer hat man überhaupt keine eigenen Vergleichsmaßstäbe und wird mit den Ansprüchen, die man an den Motorroller stellt, sich in dem Rahmen dessen bewegen, was der Motorroller auch tatsächlich bietet. Der „Wiesel" hat so zum Beispiel gegenüber seinem Vorläufer „Pitty" eine parallel geführte Trapezschwinge, währenddessen der „Pitty" mit einer einfachen Triebsatzschwinge ausgerüstet war. Beide Konstruktionen gewährleisten, daß sich beim Ein- oder Ausfedern der Achsabstand zum Kettenritzel am Getriebe und Hinterrad-Kettenrad nicht verändert Die Trapezschwinge des „Wiesel" garantiert jedoch eine günstigere Führung des Hinterrades und setzt das Gewicht der gefederten Massen gegenüber der Triebsatzschwinge herab. In diesem Zusammenhang sei gleich darauf hingewiesen, daß auch beim „Wiesel" die Kettenabdeckung, ähnlich wie bei der MZ 125, mit Gummischläuchen erfolgt. Die Trapezschwinge ist drehstabgefedert und besitzt außerdem eine zusätzliche Gummihülsenfeder, die gleichzeitig die Dämpfung übernimmt. Eine Einstellung der Federelemente auf Solo- oder Soziusbetrieb ist nicht möglich. Fälle von gebrochenen Torsionsstäben sind uns nicht bekannt. Sollte dies aber tatsächlich einmal passieren, dann keine Angst. Von den Konstrukteuren des „Wiesel" wurden rechts und links des inneren Kotflügels zwei Anschläge vorgesehen, die gewährleisten, daß sich trotz gebrochenen Torsionsstabes das Hinterrad noch frei drehen kann. Man kann eben dann, tritt ein solcher Bruch ein, nur noch ungefedert weiterfahren.
Das Nachspannen der Kette erfolgt beim „Wiesel" durch zwei Kurvenscheiben, die links und rechts auf der Hinterradachse sitzen und an entsprechenden Anschlägen anliegen. Man braucht praktisch lediglich die Achsmuttern zu lockern und die Kurvenscheiben eine oder mehrere Kerben weiterzudrehen, um die Kette zu spannen.
Das Vorderrad ist in einer, Kurzschwinge aufgehängt, das heißt, die Fahrbahnstöße werden über Schwinghebel und Pleuel auf die von Federkolben in Gabelrohren geführten proportional wirkenden Spiraldruckfedern übertragen und sollen dort geschwächt bzw. vernichtet werden. Der Federweg beträgt 60 mm. Eine Dämpfung ist nicht vorhanden. Die Kurzschwinggabel überträgt natürlich auftretende Stöße durch Fahrbahnunebenheiten ziemlich kräftig. Das hängt auch mit einer zwangsläufigen Eigenschaft des geringen Raddurchmessers zusammen; 12 Zoll fallen eben leichter in ein Loch als 16 oder 10 Zoll.
Um gleich den grundsätzlichen Vorteil der kleinen Räder zu nennen, der Motorroller „Wiesel" hat einen außerordentlich tiefen Schwerpunkt, der vor allem ungeübteren Fahrern ein relativ sicheres Fahren gewährleistet. Damit wären wir wieder bei den Fahreigenschaften. Durch die günstige Schwerpunktlage des Fahrzeugs kann man sich mit dem „Wiesel" allerhand erlauben. Es nimmt zum Beispiel ziemlich große Kurvenschräglagen ebensowenig übel wie Straßenbahnschienen und schräg zur Fahrtrichtung verlaufende Querrinnen. Allerdings, was gerade die Kurvenlage anbelangt, ist zu beachten, daß ein Motorroller gelenkt und nicht gedrückt oder gelegt wird. Kriegt man bei starker Kurvenlage, also kräftigem Lenkereinschlag, ein tieferes Schlagloch unter den „Vorderfuß", dann muß man sich sehr in acht nehmen, denn allzu leicht verreißt man dann als ungeübter Fahrer die Lenkung. Die soeben beschriebene Situation wird bei 95 Prozent aller Rollerfahrer nicht auftreten, denn dazu muß man schon mit einem ziemlichen „Affenzahn" durch die Kurve gehen. Wir haben den „Wiesel“ auch über einen Teil unserer Geländeversuchsstrecke gejagt und hatten nicht damit gerechnet, durch diese Sandwüste überhaupt durchzukommen. Umso mehr waren wir von den erstaunlich guten Führungseigenschaften der kleinen Räder überrascht. Das einzige, was passierte, war, daß das Heck ein bißchen geschwänzelt hat. Aber das macht auch jedes Motorrad. Auf kurzen Bodenwellen im Gelände reagierte die Federung erstaunlich weich. Es ist also durchaus nicht so, daß man den Roller nur auf guten Straßen fahren kann. Man kommt auch im Gelände ganz schön vorwärts und Sie brauchen sich davor durchaus nicht zu scheuen. Der „Wiesel“. ist im Gelände jedenfalls handlicher und leichter zu beherrschen als beispielsweise ein 9-Zentner-Motorrad.
In bezug auf Windempfindlichkeit bereitet man sich unwillkürlich auf eine ganze Menge vor, wenn man sich das vollverkleidete Fahrzeug mit seinen großen Angriffsflächen betrachtet. Um so angenehmer überrascht ist man dann, daß der „Wiesel" auch auf starken böigen Seitenwind kaum reagiert. Bedenken in dieser Hinsicht sind völlig unbegründet.
Die Sitzbank befriedigte uns nicht ganz. Sie hat nämlich einen Nachteil, und das ist ihre nicht profilierte Sitzfläche. Man weiß nie, wie man sich richtig draufsetzen soll. Daran sind vor allem die weichen Kanten schuld. Um es ganz klar zu sagen, man hat auf der Sitzbank keinen richtigen Halt nach den Seiten hin. Da aber andererseits auch harte Kanten Sitzbeschwerden verursachen würden, glauben wir, dem Werk eine Anregung für ein eventuelles Modell 1958 gleich hiermit auf den Weg geben zu dürfen: So etwas wir die Sättel der MZ-ES würde vermutlich eine optimale Lösung für den Sitzkomfort des Motorrollers bringen.Noch etwas zur Sitzbank. Die Forderung, daß die Sitzbank verschließbar gestaltet sein müsse, ist nicht neu und wurde von vielen „Wiesel“-Besitzern oft erhoben. Auch wir schließen uns dieser Forderung an. Sicher, man kann mit Basteln manches erreichen, aber so was müßte doch vom Hersteller sofort beachtet werden. An und für sich ist die hochklappbare Sitzbank schon ein Knüller, denn man kommt recht gut an den Werkzeugbehälter und, da dieser herausnehmbar ist, auch gut an die Kerze heran. Auch der Tankverschluß liegt unter der hochklappbaren Sitzbank
Das Werkzeug in dem unter der Sitzbank liegenden Kasten ist, na sagen wir, Durchschnitt. Allerdings verstehen wir nicht, weshalb man eine ganze Reihe von 10er Sechskant-Schrauben und -Muttern verwandt hat, ohne einen 10er Schlüssel beizulegen. Auch eine Kombizange vermissen wir im Werkzeug. Da uns die Sollausrüstung an Werkzeug nicht bekannt ist, ist es ja auch möglich, daß ein Vorbesitzer dieses Rollers die Kombizange weggefunden hat.
Was nach unserer Auffassung unbedingt ins Werkzeug gehört, ist mindestens ein Keilriemen zum Gebläseantrieb. Wir hatten das Pech, daß uns innerhalb eines Tages zwei Keilriemen kaputtgingen. Wenn man einen gut eingefahrenen Motor hat, ist es möglich, mit äußerster Vorsicht einige Kilometer weiterzutrudeln, aber direkt ratsam ist diese Gewaltmethode nicht. Der Keilriemenwechsel ist recht einfach und in drei bis vier Minuten erledigt. Um jedoch an das Gebläse heranzukommen, muß man selbstverständlich die hintere Rollerverkleidung, die von drei Knebelschrauben gehalten wird, abnehmen, und jetzt kommt das große Kunststück, das Wiederaufsetzen der Haube
Es ist nicht so wie beim Vorläufer „Pitty", daß da evtl. die Halterungen der Knebelschrauben nicht übereinpaßten. Darüber konnten wir nicht klagen. Aber klugerweise hat man, um Klirrgeräusche zu verhindern, zwischen der gegossenen Bodenplatte und der Haube zwei Gummikäder vorgesehen, die wohl eigentlich an dem unteren Rand der Haube befestigt sein müßten. Sie sind es nicht, und so wird das Aufsetzen der Haube und Einfädeln der Gummikäder je nach Temperament zu einem mehr oder weniger erregenden Geduldsspiel.
In diesem Zusammenhang gleich noch etwas zur Verkleidung. Die Öffnung zum Benzinhahn und zum Starterschieber, durch die auch der Ferntupfer durchgeführt wird, ist mit einer Klappe verschließbar. Verschließbar im wahrsten Sinne des Wortes, denn dort hat man das Sicherheitsschloß eingebaut, das an der Sitzbank fehlt. Funktionell ist die Verschließbarkeit dieser Klappe absolut unnütz und stellt auch keine zusätzliche Sicherung gegen unbefugtes Benutzen des Motorrollers dar. Vielmehr verführt sie lediglich dazu, den Benzinhahn ständig offen zu lassen, um dieses dauernde Auf-und Zuschließen zu vermeiden. Da der kalte Roller ohne Betätigen der Starterklappe natürlich nur mit erheblichem Überschwemmen des Vergasers anspringt, führt das Sicherheitsschloß an dieser Stelle noch zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch.
Weil wir gerade unsere Beanstandungen aufzählten, wollen wir das nicht vergessen, was Ludwigsfelde vergessen hat, nämlich das Stopplicht für den Motorroller. Das Stopplicht ist vor allen Dingen deshalb so wichtig, weil die Bremsen recht gut ziehen und der Roller auf verhältnismäßig kurze Entfernungen zum Stehen gebracht werden kann. Ein Stopplicht am Fahrzeug ist, auch wenn es die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung noch nicht ausdrücklich fordert, für den fürsorglichen Kraftfahrer ein beruhigendes Gefühl.
Bevor wir uns mit einigen Kleinigkeiten beschäftigen, noch eine Sache, die uns gar nicht gefallen hat. Das ist die Art, wie man den Motorroller „Wiesel" schalten muß. Wir verstehen nicht ganz, warum man von dem bewährten Kippschalter, wie er beim Motorroller „Pitty" gewählt wurde, beim „Wiesel" zugunsten eines Zug-und Druckschalters abgegangen ist. Beim „Pitty" war das u. B. wirklich eleganter gelöst.
Den Motor behandeln wir deshalb so weit hinten und an sich auch nur kurz, weil er fast unverändert vom Vorgänger „Pitty" übernommen wurde und weil es zu seiner Güte und Leistungsfähigkeit nur Gutes zu sagen gibt. Der 125-cm, Rollermotor mit Axialgebläse ist einwandfrei und, da durch das Gebläse, dessen Druckleistung in Abhängigkeit zu den Motordrehzahlen steht, stets gesunde thermische Verhältnisse gewährleistet sind, vermutlich auch von langer Lebensdauer. Zu sagen wäre hierzu nur, daß der Rollermotor ebenso wie alle modernen Zweitaktmotoren gern oberhalb des mittleren Drehzahlbereiches gefahren werden will. Dem Rollermotor tut das Langsamfahren in den großen Gängen ebensowenig gut wie einem Motorrad. Wir erreichten übrigens eine Spitzengeschwindigkeit von 76 km/h.
Das Geräusch, das dieser Motorroller „Wiesel" beim Betrieb macht, ist, wir haben keine Phonmessungen vorgenommen, möglicherweise vor der Kfz-Zulassungsbehörde gerade noch vertretbar.
Machen wir es kurz. Es sollte bei einer Weiterentwicklung dieses oder anderer
.Motorroller das Ziel sein, die Arbeitsgeräusche des Motors und Gebläses erheblich zu vermindern.
Vor einiger Zeit trudelte in unserer Redaktion ein Leserbrief ein, den wir mit diesem Abschnitt gleich öffentlich beantworten wollen. Da fragt man bei uns an, wer in der Deutschen Demokratischen Republik Seitenwagen für den Motorroller „Wiesel" herstellt.
Also erstens werden bei uns schon nicht genügend Seitenwagen für Motorräder hergestellt, mit der Seitenwagen-Produktion für Motorroller wird sich also kaum jemand beschäftigen können; aber zweitens selbst wenn es Roller-Seitenwagen geben würde, so würden wir von der Verwendung des Motorrollers „Wiesel" als Gespannmaschine mit aller Entschiedenheit abraten. Der Achtelliter-Motor ist gut, er ist sogar sehr gut, aber man bedenke doch, daß dieser Motor schon ein verhältnismäßig größeres Mehrgewicht zu schleppen hat als im Motorrad. Dazu noch ein Seitenwagen? Das wäre wirklicher Mord an diesem kleinen, recht ansprechenden Fahrzeug.
Zum Schluß noch: Wir werden immer und immer wieder gefragt, wann denn nun einmal bei uns in der DDR größere Roller, das heißt mit stärkerem Motor, auf dem Markt erscheinen. Wir können auch hier nur wieder sagen, wir wissen es nicht. Sicher wird man da oder dort an irgendwelchen Entwicklungen arbeiten. Aber ein erfolgreich durchgeführter Entwicklungsauftrag besagt noch lange nicht, daß auch eine Produktion erfolgreich aufgezogen werden kann. Wenn wir ein kleines bißchen Prophet spielen dürften, so sehen wir irgendwie die Vergrößerung des Hubraumes für den Motorroller „Wiesel" im nächsten Jahre. Wir halten es durchaus für möglich, daß man den bewährten MZ-Motor in einer Motorroller-Ausgabe auf 150 ccm bringt. Das dürfte dann etwa einer Höchstleistung von gut 6 PS entsprechen, und damit wird wahrscheinlich das „Wiesel" an die Fahrleistungen der MZ 125 heranreichen.

—aus. + e—p

Eine Fußnote für unsere Stammleser: ID 05-15 (Heft 1/55 Pitty-Test) läuft noch Immer treu und brav. Bei 19 000 km war ein neuer Kolben fällig, weil Jemand versuchte, ohne Gebläse mit Höchstgeschwindigkeit 45 km weit zu fahren. Ansonsten hat er mal neuen Lack bekommen und dürfte jetzt bei etwa 26 000 km sein.

Dieses Foto soll nur darstellen wie übersichtlich die ganze Kabelei, Zündspule und Regler angebracht sind. Deutlich erkennbar sind die quer zur Fahrtrichtung angeordneten Kühlrippen des Zylinderkopfes. Vermißt haben wir den bereits für den Pitty, angeregten Handlampenstecker (siehe Heft 5/1955). Weshalb man in den Werken solchen kleinen echten Verbesserungsvorschlägen so hartleibig gegenübersteht, ist uns unverständlich.

Der Lenker und das Armaturenbrett des Wiesels. Leider sind die Schnellverstellmuttern am Brems- und Kupplungshebel kaum zu sehen.

 

Hier sind klar die Schwingen, der obere Anschlag, die Kettenspanner und auch die Kettenverkapselung zu sehen

Gut zugänglich sind Kerze, Gebläsekontrollschaltung und der Tankverschluß. Der Werkzeugkasten (lehnt am Reserverad) wird in die Öffnung vorn eingesetzt
Bild rechts zeigt die Schaltseite des Rollers ohne Verkleidung. Ganz vorn unter dem Trittbrett ist ein Stück des Schnellständers gerade nach zu sehen und der Auspuff.

Von einer Veröffendlichung der Bemschleunigungswerte haben wir abgesehen, da diese Angaben beim Motorroller für den Durchschnitsfahrer kaum von Interesse sind. Die Steigleistung ist ebenfalls insofern nicht interessant, da es kaum Straßen geben wird, die der Wiesel, wenn auch im ersten Gang, nicht schafft.
Die Leistungen der Bremsen sind sehr gut. Aus 40 km/h kommt der Roller beim Einsatz beider Bremsen auf feuchten Kleinpflaster bei 6 m zum Stehen.
Der Kraftstoffverbrauch bewegte sich zwischen 3,3 /100 km und 3,7 /100 km. Das sind reale und eigentlich doch recht gute Werte.

Quelle: Zeitschrift- Der Deutsche Straßenverkehr / Archiv: Bert N.

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Stand: Februar 2009