Troll 1- TourenRoler Ludwigsfelde 1 -

gebaut ab Januar 1963 bis Dezember 1964 - 56 513 Stück-

                        
Für den Nachfolger des "Berlin" gab es zahlreiche politische und betriebswirtschaftliche Zwänge zu beachten. So waren die Materialimporte aus dem kapitalistischen Ausland zu vermeiden. Dies war der Grund für die Konstruktion eines Kastenrahmens aus Blech. Außerdem herrschte in diesen Jahren akuter Arbeitskräftemangel. Diesen konnte man durch höhere Stückzahlen durch eine rationellere Fertigung ausgleichen. Daher wurden für den neuen Roller möglichst viele Bauteile und Baugruppen aus der Motorradfertigung von MZ verwendet. Die Kritikpunkte am "Berlin" mußte man natürlich ausmerzen. Der wesentliche Schwachpunkt war die Zugänglichkeit zur Vergaser- und Zündanlage. Nun wurden große, leicht abnehmbare Seitenklappen montiert. Der Auspuff wurde unter dem Trittbrett angebracht, um die am "Berlin" möglichen Verbrennungen zu verhindern. Erstmals kamen beim "Troll" Formgestalter/Designer zum Zuge. Aber deren Freiraum war durch die vorgeschriebene Verwendung der MZ-Bauteile eingeschränkt. Lange Federwege machten eine größere Bodenfreiheit erforderlich. Dies verlieh dem Roller ein unhandlicheres Aussehen. Vor allem die Frauen vermißten die Handlichkeit des "Berlin", insbesondere beim Starten und Anfahren.
Eine Motorleistung von 9,5 PS ( 7kW), asymmetrisches Abblendlicht und Lichthupe, hydraulisch gedämpfte Federbeine in Verbindung mit Langarmschwingen machten aus dem "Berlin"-Nachfolger ein erfolgversprechendes Modell. Der "Troll" sollte auch als Tourenroller verkauft werden. Die Herstellung von 30.000 Fahrzeuge bei einer Taktzeit von 3,75 min war das Ziel der Jahresproduktion. Der Name für das Nachfolger-Modell wurde durch die Belegschaft gefunden. Er bedeutet Tourenroller Ludwigsfelde, 1.Entwicklung.
Die Exportfahrzeuge erhielten den Namen "Berlin-S", da in den nordischen Ländern der "Troll" als ein Wesen aus der Sagenwelt negative Auswirkungen für den Verkauf befürchten ließ. Teilweise wurde der "Troll 1" auch unter dem MZ-Logo exportiert. Der Serienlauf des TR 150 "Troll 1" fand am 17.01. 1963 statt. Am 21.12.62 hatte der Ministerrat der DDR den Beschluß zum Aufbau einer LKW-Fertigung in Ludwigsfelde gefaßt. Trotzdem gab es noch weitere Entwicklungsarbeiten am "Troll 1". Diese beinhalteten eine modernisierte Kunststoffkarosserie und einen Elektrostarter. Ein Fahrzeug mit eckigem Vorderkotflügel und etwas futuristisch anmutendem Hinterhauben-Heck entstand noch, dann wurde die Entwicklung eingestellt.
Der Verkauf des "Troll 1" begann schleppend. Es gab keine Wartelisten für Zweiradfahrzeuge mehr. Der gestiegene Lebensstandard ließ bereits den Erwerb des Kleinwagens "Trabant" wünschenswert erscheinen. Als dann technische Probleme in Form von "Lenkungsflattern" auftraten, stagnierte der Verkauf. Ursache waren die Schwingungsträger aus Elektron, die im Kokillenguß hergestellt wurden. Die Erprobungsbauteile waren im Sandguß-Verfahren produziert und hatten daher eine höhere Wanddicke und Gesamtmasse. Man führte einen Stahl-Schwingenträger ein. Insgesamt mußten 1498 beanstandete Fahrzeuge als Kulanz umgerüstet werden. Um die Zuverlässigkeit des "Troll 1" unter Beweis zu stellen und verkaufsfördernd zu werben,  nahmen sieben Fahrer des Ludwigsfelder Sportclubs am 01.04. 1964 an der Langstreckenfahrt Dresden-Rostock-Dresden über 1.000 km teil. Sie starteten in der Klasse bis 200 ccm und kamen mit den Plätzen 1,2,5,7,10,14 und 25 ins Ziel.
Am 24.12. 1964 verließ der letzte "Troll1" und damit der letzte Roller überhaupt, das Ludwigsfelder Montageband. Insgesamt wurden 56.513 "Troll 1" gefertigt. Die letzten Roller wurden bis zum 31.03. 1965 dem Handel übergeben.

Infos und Beiträge zum Troll 1 in DDR-Zeitschriften

"KFT-Kraftfahrzeug-Technik" 1/1963

"Neuer IWL- Motorroller Troll 1"

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"Der Deutsche Straßenverkehr"  2/1963

Rätsel um den Troll-Test?

Leserbriefe an die   DDS-Redaktion

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"KFT-Kraftfahrzeug-Technik"  2/1963

„TROLL 1“der neue Motorroller aus Ludwigsfelde

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eine Info aus "Der Deutsche Straßenverkehr"  4/1963

..........Institut nicht an der Entwicklung des Troll 1 mitgearbeitet ..........

Troll I im Werk entworfen
Bezugnehmend auf den im „Deutschen Straßenverkehr", Heft 2/1963, erschienenen Artikel „Troll I vom IWL" teilte uns die Hochschule für industrielle Formgestaltung mit, daß sie und das angeschlossene Institut nicht an der Entwicklung des Motorrollers Troll I mitgearbeitet haben. Für künftige Entwicklungen ist die Mitarbeit der Hochschule allerdings vorgesehen.

aus "Der Deutsche Straßenverkehr"

-ein Bild-
von einem Beitrag der Leipziger-Frühjahrsmesse 1963

Das Schnittmodell gestattet einen Einblick in die „Eingeweide" des neuen Motorrollers Troll.

Die Langbaubleibatterie (6 Volt12 Ah) haben auch alle Motorräder.

"KFT-Kraftfahrzeug-Technik"  08/1963

Kraftfahrzeug-Technik erprobte „TROLL 1“

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auch dies gab es........

Motorroller „Troll 1“ auf Teilzahlung
Der Ludwigsfelder Tourenroller „Troll 1“ wird seit Dezember vergangenen Jahres auch auf Teilzahlung verkauft. Der Käufer muß ein Viertel des Verkaufspreises anzahlen. Für die Restsumme erhält er von der Sparkasse einen Kredit, der in Raten entsprechend der Höhe seines Einkommens zurückzuzahlen ist. Der Abschluß einer Vollkaskoversicherung ist Pflicht des Käufers, solange der Kredit nicht restlos getilgt wurde. Der Teilzahlungsverkauf ist befristet bis 31. März 1964.

"KFT-Kraftfahrzeug-Technik"  05/1964

Moderne Fertigungsanlagen für den Motorroller Troll 1

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aus "Der Deutsche Straßenverkehr"  8/1964

Neue Bremstrommeln am Troll 1

 

Die neue Bremstrommel am IWL-Motorroller Troll 1 — wirkungsvoller bei Dauerbremsungen

Seit einiger Zeit wird der bewährte IWL-Motorroller Troll 1 mit einer neuen Bremstrommel ausgestattet. Die verrippte Bremstrommel (s. Bild) besitzt gegenüber der früheren glatten Trommelausführung eine größere Formstabilität, insbesondere gegenüber dem Verzug bei sehr großer Erwärmung der Bremstrommel. Darüber hinaus leitet die neue Bremstrommel dank ihrer größeren Oberfläche die Bremswärme besser ab und wirkt dadurch auch beim Nachlassen der Bremswirkung bei Dauerbremsungen, dem bekannten Bremsfading, wirksam entgegen.
Die neue Trommel wird sowohl für die vordere als auch für die hintere Bremse montiert. Sie läßt sich ohne weiteres an Stelle der alten Ausführung einbauen. Die Bremsbacken sind nicht verändert worden. Wer mit dem Troll viel in Gebirgsgegenden unterwegs ist, wird diese Detailverbesserung begrüßen

KfK 8023 P.W.

und weitere historische Bilder und Werbeblätter

Bei meinem Aufenthalt in Prag entdeckte ich auf dem Wenzelsplatz eine größere Menschenansammlung. Zwei Touristen mit ihrem neuen „Troll" nebst Anhänger „Campi" aus unserer Republik waren während ihrer Parkpause zur Sehenswürdigkeit geworden.

Foto: Schwarz // aus "Der Deutsche Straßenverkehr"  9/1964 //

Werkhalle in Ludwigsfelde (1963)

Der Motorroller Troll 1

Werbeblatt (1963)

Werbeblatt  (1963)

Werbeblatt (1962)

Werbeblatt ((1964)

Anmerkung: auf der Rückseite der Werbeblätter sind die Technischen Daten zum Roller

Schöne Frau und der Troll 1 aus Ludwigsfelde

Älteste Rollerfahrer aus "Motor-Sport" 1964

Quellen; DDR- Zeitschriften / Buch:  "Ostdeutsche & tschechoslowakische Motor-Roller" / Archiv: Bert N.

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Stand: Februar 2009