1955 wurde im VEB Industriewerk, Ludwigsfelde, die
Fertigung von Motorrollern aufgenommen. Der seinerzeit hergestellte Typ Pitty wurde unter
Beibehaltung der Konzeption zu den Typen Wiesel und Berlin weiterentwickelt. Da der ab
1959 gefertigte Stadtroller Berlin schon bei Abschluß seiner Konstruktion nicht mehr dem
allgemeinen Stand der Technik entsprach, wurde 1961 mit einer Neukonstruktion begonnen. Es
kann gesagt werden, daß mit dem nun seit Anfang 1963 gefertigten Motorroller Troll 1
trotz aller Anlaufschwierigkeiten der Anschluß an die Weltspitze gelang. Unter anderem
haben das viele Veröffentlichungen im In- und Ausland und auch in der
Kraftfahrzeugtechnik nachgewiesen. |
|
Der technische Stand eines Fahrzeugs
wird aber nicht nur von seinen konstruktiven Daten bestimmt, sondern hängt in starkem
Maße auch von seinem Fertigungsniveau ab. Bei der Ausarbeitung der neuen Technologie für
den Motorroller Troll I mußte grundsätzlich mit dem zur Verfügung stehenden
Maschinenpark, der für die Berlin"-Fertigung vorhanden war, ausgekommen
werden, wobei zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit Spezialvorrichtungen sowie |
sprechen; die Bauteile wandern jedoch in sinnvollem
Arbeitsablauf von Maschine zu Maschine und werden in so genannter Nestfertigung mit
teilweisem Wechselfließcharakter gefertigt. |
Als Beispiel soll die Steuerrohrfertigung erwähnt
werden. Auf engstem Raum im unmittelbaren Zusammenwirken von Kopierdrehmaschinen,
Schleifmaschinen, Kurzgewindefräsmaschinen und Exzenterpresse werden hier, beginnend beim
angefertigten Rohteil, alle |
|
|
|
Bohrkopfeinheit für Trittbrett |
Mehrwegbohreinheit für Haubenträger
|
Sondermaschinen eingesetzt wurden. Die Mittel für
diese Spezialvorrichtungen und Sondermaschinen wurden aus Rationalisierungskrediten
bereitgestellt, die innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Amortisationszeit
zurückzuführen sind. Sämtliche Sondermaschinen und Spezialvorrichtungen, wie
beispielsweise Zweiwegebohrmaschine für Rahmensteuerkopfrohr, Bohrkopfeinheiten für
Trittbrett, Bohrkopfeinheit für Rahmenstirnblechbohrungen, Mehrwegebohreinheit für
Haubenträger, halbautomatische Vielpunktschweißmaschine wurden nach vorgegebener
Technologie im VEB Industriewerk konstruiert und hergestellt. |
Halbautomatische Vielpunktschweißmaschine für den
Rahmen |
(Teil eingelegt) |
Anmerkung: Rahmenform ist
gelb gekennzeichnet |
|
Hauptaufgabe für die Abteilung
Technologie war vor allem eine intensive Kleinmechanisierung, um eine rationelle und damit
wirtschaftliche Fertigung verwirklichen zu können. So wurde z. B. ein großer Teil
älterer Typen durch Zweckmodernisierung (pneumatische Spannvorrichtungen,
Mehrfachdrehmeißelhalter und Aufsteckbohrköpfe) für die spezielle Anforderung der neuen
Serienfertigung umgebaut (Bild 2 und 3). |
Die vorgesehene Jahresproduktion von
rd. 30000 Motorrollern stellte bereits in bezug auf den Arbeitsfluß besonders bei
lohnintensiven Teilen erhebliche Aufgaben. So ergibt die mechanische Fertigung heute zwar
optisch den Eindruck, daß die Standorte der verschiedenartigen Maschinen nicht den
modernen Fertigungsprinzipien ent-
(rechts oben gehts weiter) |
|
- Seite 1 - |
|
|
- Seite 2- |
|
|
|
|
Bild 5 |
Endprüfung des geschweißten Blechprofilrahmens |
|
Arbeitsgänge bis zum Fertigteil durchgeführt. Da
das Steuerrohr des Motorrollers Troll 1 mit dem der Motorräder MZ ES 125 bis 300 große
Ähnlichkeitsmerkmale aufweist, wurden die Erfahrungen der Gruppenbearbeitung genutzt und
die Fertigung der Steuerrohre vorn VEB Motorradwerk, Zschopau, als Lohnauftrag mit
übernommen. |
|
|
Bild 6 |
|
|
Bild 7 |
|
Auch in der Rahmenfertigung der Rahmen des
Motorrollers Troll 1 besteht im wesentlichen aus Stahlblechprofilen wurde durch
eine sinnvolle Maschinenaufstellung von halbautomatischen CO2- Schweißgeräten, einer
Abbrandstumpfschweißmaschine und Punktschweißmaschinen ein guter Fertigungsfluß und
damit eine hohe Wirtschaftlichkeit erreicht. In der eingangs erwähnten halbautomatischen
Vielpunktschweißmaschine wird der vorgeheftete Rahmen nach einem vorgegebenen
Steuerprogramm mit Schrittpunktverfahren in einem Arbeitsgang geschweißt (Bild 4). Die
Endprüfung des Rahmens ist in Bild 5 zu sehen. |
|
|
Bild 8 |
Die Ludwigsfelder Technologen waren auf Grund der
räumlichen Verhältnisse in der Lage, eine großzügige Endmontage aufzuziehen, die für
die Zweiradherstellung unserer Republik als beispielhaft gelten kann (Bild 1). Die Montage
des Motorrollers Troll 1 erfolgt in insgesamt 24 Arbeitstakten mit einer Taktzeit von 4
Minuten. Die Unter- und Baugruppenmontagen finden unmittelbar links und rechts neben dem
Endmontageband statt und sind den jeweiligen Takten zugeordnet (Bild 6, 7, 8). Die
Versorgung mit Einzelteilen erfolgt durch unmittelbar am Montageband angelegte
Bereitstellungslager mit Hilfe von Spezialtransportswagen, Behältern oder Paletten.
Während der Montage wird jeder Roller durch zwischengeschaltete Funktionsprüfstände auf
seine einwandfreie Beschaffenheit in bezug auf Qualität und Funktion überprüft, bevor
er dem Versand übergeben wird (Bild 9. 10, 11). |
Es hat sich erwiesen, daß durch die großzügige
und durchorganisierte Raumaufteilung der Endmontage Arbeitsbedingungen geschaffen wurden,.
die sich auf die Arbeitsproduktivität und Qualität des Motorrollers Troll 1 günstig
auswirken. |
KfA 7021 |
|
|
Bild 6 Vor Beginn der Hauptmontage wird der Rahmen
vormontiert. Die Spannung der Teile erfolgt pneumatisch. Der Rahmen ist um die Steuerachse
180 Grad schwenkbar und kann pneumatisch gehoben und gesenkt werden. |
|
Bild 7 An der jeweiligen Zuführungsstelle des
Hauptmontagebandes finden Baugruppenmontagen statt. Hier die Montage der Vordergabel. |
|
Bild 8 Kleines Montageband für Vorder-und Hinterräder |
|
Bild 9 Scheinwerfereinstellung mit optischen
Einstellgerät für das asymetrische Abblendlicht. |
|
Bild 10 Funktionskontrolle von Vorderradbremse,
Tachometer usw. durch in Boden eingelasse, fremdgetriebene Rollen. |
Bild 11 Funktiosprüfstand für den Motorroller
Troll 1. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|