Beitrag zum Troll 1

"KFT" Kraftfahrzeug-Technik  Januar 1963-

Neuer IWL-Motorroller Troll 1

Bild 1 • „Troll 1"- ein neuer 150-ccm-Motorroller aus dem VEB Industriewerk Ludswigsfelde
Zu Ehren des VI. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands läuft am 15. Januar im VEB Industriewerk Ludwigsfelde der erste Motorroller des neuen Troll-Modells vom Montageband.
Gegenüber dem bewährten „Berlin“ aus gleichem Hause wirkt der „Troll 1“ größer und wuchtiger, das ist der erste Eindruck, den man hat. Ein Zahlenvergleich bestätigt dies jedoch nur zum Teil. Die Maße des „Troll 1“ denen des „Berlin“ gegenübergestellt ergeben bei der Gesamthöhe 1190 mm/950 mm; beim Radstand 1450 mm/ 1430 mm; bei der Eigenmasse (trocken) 130 kg/130 kg und bei der Bereifung ebenfalls die gleichen Abmessungen von 3.50-12. Die größere Höhe macht sich durch eine bis knapp unter den Profillenker reichende Spritzwand besonders an kalten und regennassen Tagen angenehm bemerkbar; kalte oder nasse Knie wie auf demn Berlin oder Wiesel gibt es nicht mehr.
Aber nicht nur in den äußeren Merkmalen unterscheiden sich „Troll 1“ und „Berlin“ voneinander. Auch der gebläsegekühlte 150-ccm-MZ-Motor zeigt den Schritt nach vorn. Bei nur unwesentlich erhöhter Drehzahl konnten Leistung (9,5 PS bei 5500 U/min) und Drehmoment (1,25 kpm bei 4000 U/min) so gesteigert werden, daß der „Troll 1“ mit diesen Werten gegenwärtig die Weltspitze unter allen Motorrollern der 150er Klasse hält. Weitere Vergleichsmöglichkeiten mit international bekannten Motorrollern vermittelt die Tafel, die erkennen läßt, daß der „Troll 1“ auch in anderen Daten und konstruktiven Details mit zur Weltspitze zählt, lediglich die Masse des Fahrzeugs ist etwas hoch; die hohe Motorleistung verleiht ihm trotzdem ein gutes Masse-Leistungs-Verhältnis.

Vergleich international bekannter Motorroller

Hersteller Typ Hubraum ccm
Leistung PS
bei U/min
Masse kg
Masse Leistungs
Verhältniskg/PS

Norm verbrauch

1/100 km

km/h Gangzahl     Getriebeschaltung Rad-dmr. Zoll
IWL Troll 1 143 9,5-5500 130 13,7 2,8 90 4 Fuß 12
Lambretta 150 li 148 7,25-5300 105 14,7 2,2 80 4 Drehgriff 10
Vespa CS 160 155 8,5-6500 110 12,9 3,0 85 4 Drehgriff 10
Puch SRA 150 147 6-5500 115 19,2 2,4 75 3 Fuß 12
NSU Prima III 150 7,4-5100 138 18,6 2,8 85 4 Fuß 10
Heinkel 150 150 9-5750 118 13,1 3,0 85 3 Drehgriff 10
WFM OSA 148 7,0-5000 123 17,5 2,5 80 3 Fuß 14
Am „Troll 1“ ist. wie am „Berlin“ ein Kickstarter vorgesehen. Die systematische Weiterentwicklung des „Troll 1“ ist u.a. auch auf einen Elektrostarter ausgerichtet.
Das Vollschwingenfahrwerk (!) des als Tourenroller konzipierten „Troll 1“ bietet auch in extrem welligen Fahrbahnen einen vollendeten Fahrkomfort. Der Federweg beträgt vorn 130 mm, hinten 100 mm (vergleichsweise die entsprechenden Werte beim NSU Prima-Rollen vorn nur 74 mm, hinten 68 mm). Die Federbeine werden ebenso wie der Motor (im Grundaufbau), der komplette Scheinwerfer und andere Teile (insgesamt sind es rd. 180) als Standardteile auch an der MZ ES 125/150 verwendet.
Der Rahmen besteht aus Stahlblechprofilen, die miteinander verschweißt sind. Die Hinterhaube (Bild 2) ist dreiteilig ausgeführt und ermöglicht durch Abnahme des entsprechenden Seitenteils bei kleinen Unterwegsreparaturen eine gute Zugänglichkeit zum Motor. Das Werkzeug ist in einem verschließbaren Kasten an der Innenseite der Spritzwand untergebracht. Die Seitenschalen am Hinterhauben-Mittelteil sind mit einem Schnellverschluß befestigt. An der Innenseite der rechten Seitenschale wird eine Luftpumpe mitgeführt. Ein Reserverad wird serienmäßig nicht mehr mitgeliefert.
Die Bremse wurde der Endgeschwindigkeit von 90 km/h angepaßt (Bremstrommel-Durchmesser 160 mm, Belagbreite 24 mm) und garantiert auch bei längerer Benutzung (z.B. bei Talfahrten) gute Verzögerungswerte. Eine Tankfüllung (12 Liter davon rd. 1,5 Liter Reserve) reicht für eine Fahrstrecke von etwa 350 km.

-KfK 6368 Witt-

  Bild 2•  Mit 9,5 PS ist der „Troll 1" zur Zeit der leistungsstärkste Motorroller in der  150 ccm  Klasse

Im Heft 2 veröffentlichen wir einen ausführlichen Beitrag aus dem Industriewerk Ludwigsfehle, in dem weitere technische Einzelheiten des „Troll 1“ beschrieben werden.

Die Redaktion    .

Quelle; Zeitschrift -KFT-Kraftfahrzeug Technik /Archiv: Bert N

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Stand: Februar 2009