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30.05.2011
TECHNIK: Sieben Roller rollen nach Wien
Fans wiederholen Reise mit historischen, in Ludwigsfelde gebauten Zweirädern
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  Wie damals
LUDWIGSFELDE - Am 16. Juni des Jahres 1960 früh um 5 Uhr machten sich sechs Roller „Berlin“ – hergestellt im VEB Industriewerke Ludwigsfelde (IWL) – vorm damaligen Ludwigsfelder Klubhaus auf den Weg nach Baden bei Wien. Der Auftrag zu dieser Reise kam vom Motorsportverband der DDR, welcher zum „Internationalen Rendezvous der Motortouristen“ eingeladen worden war. Am Wochenende wurde diese Fahrt wiederholt – mit diesmal sieben Rollern.
Der Ludwigsfelder Roller-Experte Manfred Blumenthal war vor 51 Jahren dabei und ist es diesmal wieder. Während man ihm die fünf Jahrzehnte ansieht, wirkt sein Roller fast wie neu. Organisiert haben die Fahrt ein paar Rollerfans der Interessensgemeinschaft Stadtroller über das Internet. Es sollten aber nicht mehr als zehn Mitfahrer sein, „sonst haben wir zu oft Pannen“, so Blumenthal. Außerdem sollten die Fahrer mindestens 1000 Kilometer im Jahr fahren, um die nötige Erfahrung und das richtige „Sitzfleisch“ zu haben.
Einer davon ist Lars Kanter aus Hamburg, der seinen Motorroller „Berlin“ wegen dessen Schönheit und Seltenheit vor zehn Jahren ins Herz schloss. „Wir wollen zeigen, dass die Roller das heute noch können“, sagt der 31-Jährige. Bei der Streckenplanung hielt man sich soweit wie möglich an die originale Route über Dresden und Prag, wie Dirk Reinert aus Halle/Saale berichtet. Da die historischen Schönheiten nur 75 Stundenkilometer schaffen, wird die Autobahn aus Sicherheitsgründen gemieden. Außerdem ist so auch mehr von der reizvollen Landschaft zu sehen.
Während damals ein IFA F9 mitfuhr, sichern diesmal ein Barkas und ein VW Bus die Fahrt ab. „Damit es ein wenig historisch bleibt“, wie Reinert erläutert. Übrigens gab es damals keine einzige Panne, wie sich Blumenthal erinnert. Doch haben die Roller mittlerweile eben ein paar Jahrzehnte mehr auf dem Buckel, das mitgeführte Ersatzteillager ist dementsprechend groß. Die Fahrer kennen ihre Schätze in- und auswendig. „Bis auf einen Rahmenbruch können wir alles reparieren“, meint Reichert optimistisch.
„Mich würde es auch reizen, da mitzufahren“, gestand Rollerfan Andreas Wendorff, der die Fahrer gemeinsam mit Ines Krause, Leiterin des Stadtmuseums Ludwigsfelde, und den beiden damaligen Mitfahrern Günter Hackert und Wolfgang Weinert verabschiedete. „Rollerfahren ist für mich Entspannen vom Alltag“, so Wendorff. Das sieht auch Dirk Reinert so, der sich noch mehr freie Zeit für Roller-Ausflüge wünscht.
Voraussichtlich am kommenden Sonntag werden die Fahrer zurückkehren und sich einiges zu erzählen haben. (Von Mike Jentsch)