maerkischeallgemeine.de vom 19.08.2008

TRADITION: Wie 1958 – nur ein bisschen anders

Wiedersehen mit „Pitty“ und Co beim 12. Ludwigsfelder Motorrollertreffen

LUDWIGSFELDE - „Wir haben für das diesjährige Motorrollertreffen das gleiche Programm gewählt, wie es der Vorsitzende des Motorsportclubs Fred Fritzsch mit Unterstützung des Industriewerks Ludwigsfelde (IWL) für den 13. Juli 1958 erdacht hatte“, erzählte Ines Krause, die Leiterin des Stadt- und Technikmuseums, zwischen Rollern und Rädern, zwischen Fans und Freaks. Eines aber war ganz anders: Die zwölfte Auflage – im Jahr 2000 wurde diese Tradition wieder belebt – war ein mehrtägiges Treffen.

Beim Geschicklichkeitsturnier bewiesen die Motorrollerfahrer schon damals ihr Können. Und sie ließen sich mit ihren schmucken Zweirädern ebenso gern wie jetzt am Sonnabend bei einer Ausfahrt und beim Stadtkorso bewundern: Die Menschen blieben stehen um zu winken, Autofahrer grüßten mit Lichthupe. Und natürlich waren Bahnhofsvorplatz und Museum beliebtes Ausflugsziel für Ludwigsfelder und ihre Gäste. Denn dort gab es richtig was zu sehen: „Pitty“, „Wiesel“, „SR 59 Berlin“ und „TR 150 Troll“ glänzten, auch wenn die Sonne nicht immer schien. Im Museum stand ein „Troll“-Schnittmodell sowie der als fahrtüchtiges Spielmobil für Kinder einst nachgebaute „Pitty“ namens „Pittylein“.

„Pitty“ war der erste DDR – Motorroller. Er wurde ab 1953 gebaut, insgesamt genau 11 293 Mal. Sein Nachfolger „Wiesel“, rollte ab 1956 in Halle 4 vom Band. Dort arbeitete auch der Dreher Hans Meyer. Er gehörte vorgestern zu den ersten Besuchern. Ein bisschen Wehmut und ganz viel Stolz erfüllten ihn angesichts so vieler „Kult-Roller“. Die meisten Rollerfreunde sind heute jünger als ihre Gefährte. Wer Glück hatte, bekam seinen Roller noch vom Vater oder Großvater geschenkt, der das gute Stück in einer Scheune aufbewahrte. Der Blankenfelder Jörg Claaßen kaufte seinen Roller vor 19 Jahren von einem Kumpel. Anfangs, als die beiden Kinder klein waren, durften sie abwechselnd im Kindersitz mitfahren. Für ihn war es am Wochenende das dritte Rollertreffen, die 15-jährige Tochter Leandra kam auf dem Sozius mit.

Die jüngste Teilnehmerin, die mit eigenem „Wiesel“ samt Einspurhänger „Campy“ vorfuhr, war die 16 Jahre alte Jennifer Reinfrank aus Pfitzdorf (Kreis Bernburg). Sie hatte ihren Vater und ihre beiden Brüder dabei, jeder auf eigenem Roller. Zu den ältesten Teilnehmern gehörten die Ludwigsfelder Horst Auchter, einst „Pitty“-Testfahrer, und Curt Niklaus. Der Tradition folgend gibt es zu jedem Rollertreffen eine Erinnerungsplakette. Die diesjährige gleicht anlässlich des Jubiläums der des Ludwigsfelder Rollertreffens von 1958. (Von Gudrun Ott)

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